Oberbaumaschinen 1964

Aus GUB Münster

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Kontext

Die Bilder von 1964 zeigen die Bettungsreinigung und die Verlegung von Betonschwellen vom Abzweig Lechtenberg bis zum Bahnhof Kanal mit den damals modernen Oberbaumaschinen. Bei den rund 300kg schweren Betonschwellen ist eine Verlegung von Hand auch nicht mehr möglich.

Hinweis: Bisher handelt es sich um Vorschaubilder.

Quellen: Vielen Dank an die DSO-User, die im historischen Forum von Drehscheibe Online so gut wie den gesamten Text dieser Seite geliefert haben:

und an die Website Eisenbahndienstfahrzeuge.

Bettungsreinigungsmaschine

Schotter unter den Schienen herausfördern, Schmutz aussieben und absetzen, sauberen Schotter wieder abkippen. Anscheinend liegen hier Stahlschwellen - interessant.

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Ansicht von rechts vorne (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Hier zu sehen ist eine Matisa Bettungsreinigungsmaschine vom Typ 2 C 5. Die DB hatte diese Bauart Anfang der 50iger Jahre beschafft.

1964 ist das eigentlich schon eine ältere Technik gewesen. Zumal die Maschine ohne ein vorderes Abraumförderband eingesetzt wurde.

(Gleisbauma)

An die Bettungsreinigungsmaschine ist ein Vorschub- und Steuerwägelchen gekuppelt, das über eine Spillanlage (= Seilwinde) den Arbeitsvorschub übernimmt, das Querstück der Dreiecksförderkette trägt und bei der Arbeit führt.

(Günther Noack auf Eisenbahndienstfahrzeuge)


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Ansicht von rechts hinten (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Vermutung: Der kurze Absetzer befördert überzähligen Schotter auf die Seite.


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Absetzer (Perspektive wie Bild zuvor) (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Der aus dem Schotter heraus gesiebte "Schmutz" landet über einen langen Absetzer neben der Strecke. Der Höhe des Haufens nach zu urteilen hier in erstaunlichen Mengen!

Im Hintergrund das Blocksignal Lechtenberg, bevor es in die Strecke Münster - Hamm geht.


Schotterräumer

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Arbeitsgerät angehoben (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Nachdem die Bettungsreinigung erfolgt ist (neue Schienen bzw. Lehrschienen sind ja bereits in Schwellenmitte abgelegt worden), müssen die Lehrschienen gesetzt werden.

Dazu müssen zunächst Schraublagerböcke (Spurweite in der Regel 3,28m) alle paar Meter neben dem alten Gleis aufgestellt werden.

Darauf werden die Lehrschienen aus der Gleismitte hin versetzt. Die Ausrichtung hat genau in Höhe und Richtung für das neuen Gleis zu erfolgen.

Um diese Schraublagerblöcke in die Bettungsschulter einbauen zu können, wurde ein Schotterräumgerät (Bauart Windhoff) eingesetzt. Zuvor wurden diese Arbeiten in Handarbeit durchgeführt.

(Gleisbauma)

Beschriftung: "Gleislager Osnabrück".


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Bei der Arbeit (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Die Maschine hat die Aufgabe, in dem Schotter vor den Schwellenköpfen, in den Bettungsschultern, als Vorbereitung für den Lehrschienenbau die Auflager für die Schraublagerböcke herzustellen.

Das geschieht in einem Bohrvorgang mit propellerartigen Werkzeugen, die 1,65 m von der Gleisachse in Längsabständen von 2,0 m hydraulisch in die Bettung gedrückt werden." (ETB für den bautechnischen Eisenbahndienst 1966).

(WHA)


Hier liegen einige dieser Lagerböcke beidseitig im Schotter. Es handelt sich anscheinend um Beton-"Würfel" mit einer höhenverstellbaren Platte oben drauf.

Abbau Gleis

Keine Bilder gibt es davon, wie das alte Gleis mit Portalkranen, die auch auf den Lehrschienen fahren, ausgebaut worden ist.

(Gleisbauma)

Planierraupe

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Mit voller Ladung Schotter (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Mit der Planierraupe (Hanomag) erfolgte sodann eine Einebnung des Schotterbettes. Dabei wird das Räumschild der Planierraupe an den Lehrschienen auf Rollen geführt.

(Gleisbauma)


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Schild gesenkt (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Überschüssiger Schotter wird über ein Querförderband, hinter dem Planierschild, neben das Gleis abgeworfen. (Gleisbauma)


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Schild gehoben (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Die Planierraupe ist ggf. eine K65 (hier ein Prospekt).

(Jürgen Danner)


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Ansicht von hinten (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)


Verdichter

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Ansicht frontal (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Der "O&K (Orenstein & Koppel) Rüttelverdichter RV12" verdichtete das Schotterbett mit vier Rüttelplatten auf eine Bereite von 2,80 m.

(Gleisbauma, bengelsven).


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Ansicht von vorne (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)


Bettungsbandfertiger

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Ansicht von hinten (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Mit dem Bettungsbandfertiger wurde nun das erforderliche Schotterbett zur Ablage der Betonschwellen hergestellt. Auch der Bettungsbandfertiger fuhr wieder auf den Lehrschienen.

Mit dem seitlichen Becherwerk wurde der erforderliche Schotter von den Bettungsflanken aufgenommen, in zwei Trichter befördert und anschließend in genauer Höhe ein Bettungsband gefertigt.

(Gleisbauma)


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Ansicht von vorne (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Beschriftung "Gleislager Hamburg - Harburg"


Intermezzo

Schotterräumgerät und Bettungsbandfertiger gibt es heute so nicht mehr. Die exakte Positionierung der Lehrschienen dürfte heute durch Nivelliergeräte überflüssig geworden sein. Das Planum kann dann über eine Messeinrichtung am Räumschild vom Planierraupenfahrer direkt korrekt angefertigt werden. Das Verdichten des Planums geschieht heute durch Vibrationswalzen und nicht mehr mit den Vibrationsplatten einer Verdichtmaschine.

Zum Einbau der Neuschwellen würde man aber evtl. auch heute noch Hilfsschienen im Breitspurformat verlegen, um ein sog. Donelli-Gerät darauf bewegen zu können. Hier müssen aber alle Schwellen am Transportwagen per Hand in Ketten eingehängt und am Ablageort einzeln ausgerichtet werden.

Alternativ gäbe es auch noch Schwelleneinbaugeräte, die diese im Paket von etwa 20 Stück vom Transportwagen abheben und am Einbauort einzeln in korrektem Abstand ablegen. Auch diese benötigen natürlich solche Breitspur-Hilfsschienen. Andererseits gibt es heute auch Einbaugeräte für ein paar Schwellen als Anbauteil an einem Zweiwegebagger.

(Bullok)

Verlegung Betonschwellen

Nachdem die Vorbereitungen erledigt waren, konnte der Betonschwelleneinbau erfolgen.

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Betonschwellen auf Flachwagen (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Dazu wurden mit Flachwagen (Betonschwellentransportwagen) die neuen Schwellen zu einer Übergabestelle befördert.

(Gleisbauma)

Die Flachwagen mit den Betonschwellen stehen im Bahnhof Kanal bereit. Die Verlegung der Schwellen hat gerade von Lechtenberg kommend den Kanal überquert.


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Betonschwellen mit Portalkran aufnehmen (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

In Schotterräumer ist beschrieben, wie die Böcke eingesetzt werden, auf denen die Laufschienen des Portalkrans aufliegen.


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Flachwagen abgezogen (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Viel Bewegungsspielraum hatte der Portalkran nicht. Statt dessen mussten die Flachwagen bewegt werden.

Heutzutage fährt ein Portalkran AUF dem Zug zwischen der Aufnahmestelle und der Verlegemaschine, die beide Teil des Zuges sind. Die Verlegemaschine fährt vorne auf Raupenketten auf dem Schotter und hinten auf den Schienen, die sie gerade erst samt Schwellen verlegt hat.


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Transportwagen fährt unter Portalkran (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Zwei Portalkrane hoben die jeweiligen Schwellenpakte von Transportwagen auf und übergaben sie an den Zubringerwagen.

(Gleisbauma)


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Betonschwellen auf Transportwagen laden (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

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Betonschwellen auf Transportwagen geladen (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

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Transportwagen an Verlegemaschine fahren (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

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Betonschwellen in Verlegemaschine aufnehmen (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Der Zubringerwagen fuhr auf dem Normalspurgleis bis zur gerade aktuellen Einbaustelle und übergab die neuen Schwellen an das Betonschwellenverlegegerät.

(Gleisbauma)


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Betonschwellen verlegen (von vorne) (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Das Betonschwellenverlegegerät legte die Neuschwellen auf dem Bettungsband ab und die Baustelle wanderte weiter.

(Gleisbauma)

Beschriftung "DB 0652 GL Osnabrück" (GL = Gleislager).


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Betonschwellen verlegen (von hinten) (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Das Betonschwellenverlegerät fuhr auf den Lehrschienen. War eine bestimmt Anzahl / Länge von Betonschwellen verlegt worden, mussten zunächst die Lehrschienen auf die neuen Schwellen umgesetzt werden. Dies erfolgte mit handbetriebenen Umsetzkränen.

(Gleisbauma)

Im Hintergrund links ein Träger der Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal, noch vor der Kanalverbreiterung.

Im Anschluss wurde die Übergabestelle wieder bis zum Ende des Normalgleises versetzt und die Arbeiten begannen von vorne.

(Gleisbauma)


Ganz in der Ferne ist rechts von der Maschine in Kopfhöhe des Arbeiters und links von ihm die nördliche Brücke über den Lechtenbergweg zu sehen.

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Gleise auf Schwellen montieren (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Mit diesen verschiebbaren Handwinden werden teilweise heute noch kürzere Schienenstücke z.B. beim Wechseln von Isolierstößen vor Signalen eingesetzt.

Im Hintergrund das Stellwerk Kf.


Stopfmaschine

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Stopfmaschine (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Nach Verlegung aller Betonschwellen auf der Gleisbaustelle erfolgte die Einschotterung des neuen Gleises mit Schotter und die beiden Stopfmaschinen begannen mit ihrer Arbeit.

Diese Maschine ist eine Plasser & Theurer Plassermatic VKR 04 mit Nivelliereinrichtung.

(Gleisbauma, Bullok)


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Stopfmaschine (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Die VKR 04, gebaut ab 1960, war die erste Nivellierstopfeinrichtung mit Drahtseilnivellierung nach dem Präzisionsverfahren.

Gehoben wurde über Hebezangen vom Gleis aus ohne Abstützung auf das Schotterbett, gestopft wurde mit den hydraulisch nach dem asynchronen Stopfprinzip arbeitenden Stopfaggregaten.

(Eisenbahndienstfahrzeuge)


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Vorwagen der automatischen Nivellierung (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Als Basis für die Nivellierung dienen zwei etwa 70m lange Stahldrahtseile, die während der Arbeit zwischen einem leichten Vorwagen und der Maschine mit hydraulischen Winden vorgespannt und beim Verfahren der Maschine selbsttätig eingerollt werden.

Die erforderliche Hebung wird durch Hochschrauben des Seiles am Vorwagen erreicht. Im oberen Teil des Messrahmens angebrachte Nivelliertafeln steuern den automatischen Hebevorgang, indem sie bei Berührung des Nivellierseils die Hubbewegung stoppen.

(Günther Noack auf Eisenbahndienstfahrzeuge)


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Stopfmaschine (Archiv Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum)

Hier zu sehen ist eine Matisa Bauart Standard (erste Maschinenbauart der DB).

(Gleisbauma, Bullok)



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