Das Überwerfungsbauwerk Pleister

Aus GUB Münster

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"Ein Überwerfungsbauwerk ist eine Brücke, eine Unterführung, ein künstlicher Geländeeinschnitt, ein Tunnel oder ein anderes Bauwerk, dessen vorrangige Aufgabe die Führung zweier sich überschneidender Verkehrswege auf unterschiedlichen Ebenen, planfrei, über eine Kreuzungsstelle ist.

Häufig sind Überwerfungsbauwerke im Eisenbahnbau anzutreffen. Die langen Brems- und Beschleunigungswege von Schienenfahrzeugen machen eine voneinander unabhängige Führung verschiedener Gleise notwendig. Dies ist beispielsweise bei Streckengleisen der Fall, die aus einem Bahnhof hinausführen, ohne dass ausfahrende Züge die Trasse für andere Fahrten blockieren." (WKPD)


Plan Überwerfungsbauwerk Pleister.jpg

Plan Bahnmeisterei Münster von 03.04.1973 (Norden rechts) (LAV NRW W, O 001/Bundesbahndirektion Münster Nr. 3596)

Das Überwerfungsbauwerk Pleister ist so ein Tunnel, unter dem westlichen Gleis hindurch (die soliden schwarzen Balken im Plan). Damit wäre es möglich gewesen, aus der Westseite des geplanten Rangierbahnhofs Gremmendorf Richtung Norden auszufahren ohne die Strecke nach Süden per Kreuzung durchfahren zu müssen (wie dies z.B. beim Abzweig Lechtenberg der Fall ist).


Der Plan ist übrigens ein glücklicher Zufallsfund: Wer nahe an einer Bahnanlage bauen will braucht dafür das OK des Schienennetz-Betreibers. Der hier gezeigte Plan (private Informationen entfernt) wurde von der Bahnmeisterei Münster zur Prüfung der Sachlage erstellt.


Überwerfungsbauwerk Pleister gegenüber.jpg

Überwerfungsbauwerk Pleister (ca. 2010, Blick nach Südwesten) (ANON)

Man erkennt links das verschlossene nördliche Ende des Tunnels, der privat für Lagerzwecke vermietet ist (EFDR), und davor einen Schuppen neueren Datums, der mit seiner Rückseite an der Stützmauer von 1930 lehnt - die mit ihren Bögen genauso aussieht wie die Stützmauer des nördlichen Gleises in der Vennheide.


Überwerfungsbauwerk Pleister von oben.jpg

Überwerfungsbauwerk Pleister (ca. 2010, Blick von oben, Richtung Süden) (ANON)

Der Eingang zum Tunnel ist mit einem Rolltor verschlossen. Offensichtlich haben sich hier ein paar Sprayer häuslich eingerichtet. Im Hintergrund ist rechts oben das Blocksignal 916 vor der Weiche 901 zu sehen/ erahnen.


Zufahrt Überwerfungsbauwerk.jpg

Zufahrt Überwerfungsbauwerk (CT)

Das südliche Ende des Tunnels ist von der Straße "Falkenhorst" aus zwischen Haus 14 und 16 zu erreichen.

Tunnel und Zufahrt sind, wie oben beschrieben, privat vermietet und damit nicht öffentlich zugänglich.


Im 2. Weltkrieg


Pleister 1943.jpg
Pleister 1943 (VKMS)

Gut zu erkennen ist auf diesem Luftbild von 1943 die Flakstellung mit vier Geschützen auf dem Feld westlich der Strecke. Weiter sieht man eine ganze Reihe von Bauten zwischen den beiden Bahndämmen, die seitlichen Schutz vor Splittern gewähren. Dass der Tunnel als Schutzraum genutzt worden ist kann man sich gut vorstellen - das könnte auch ein Grund dafür gewesen sein, die Stellung hier einzurichten.

Gleise liegen nur auf dem rechten Teil der Brücke über den Pleistermühlenweg und auf dem rechten Bahndamm . Der linke Bahndamm (anscheinend mit zwei Türmchen A und B drauf, zwischen Tunnel und Brücke; Schattenwurf) und auch der Tunnel sind "gleisfrei".

Direkt links der Strecke südlich des Pleistermühlenwegs scheint es einen kleinen Schießstand zu geben (vielleicht Pistole oder Kleinkaliber). Dieser existiert heute nicht mehr, im Unterschied zum Schießstand bei Gremmendorf (siehe "Historie: Der geplante Rangierbahnhof Gremmendorf").


Kann jemand mit Fachwissen vielleicht bei der Interpretation des Bildes helfen? Infos bitte an gubms at ctreber dot com.



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